Für den STERN hat Harald Schmitt als akkreditierter Fotograf in der DDR gearbeitet. 6 Jahre von insgesamt 33, die er für das Magazin in der ganzen Welt unterwegs war. Sechsmal hat er den World Press Award gewonnen. Er hat den Untergang des Sozialismus in seinen Bildern festgehalten und damit einzigartige Zeitdokumente verfasst – zu sehen waren sie in der Ausstellung SEKUNDEN, DIE GESCHICHTE WURDEN – 2009 im Martin-Gropius-Bau. Damals durften wir einige seiner Bilder im Designers-Digest zeigen. Im Text zu den Bildern sind einige recht wehmütige Passagen. Verständlich angesichts einer Freundschaft, die jetzt bald 5 Jahrzehnte besteht. Ein Ausschnitt aber, als Überleitung zum Jetzt: ‚Vorher werden wir, wie es sich für alte Männer gehört, auf der Bank in der Herbstsonne sitzen. Es gibt nicht mehr viel zu reden. Wir werden uns bemühen, das zu tun, was wir in unserem Leben immer wieder getan haben. Die Zeit in kleinste Einheiten zerlegen. Festhalten, was da geschah. Und geschehen wird. So wird es länger dauern, bis der Winter kommt.’
Die Vision von der Bank – vergessen Sie es. Zusammen mit Annette, seiner Ehefrau, hat Harald sich 2015 und 2016 auf die Reise durch das östliche Europa gemacht. Um nachzusehen. Die Bilder von dieser Expedition dürfen wir Ihnen nach und nach zeigen. Zur ‚Einstimmung’ noch ein Zitat aus dem Text von damals, weil er sich treu geblieben ist: ‚ Er blieb subtiler, respektvoller und freundlicher Beobachter auf den Bühnen, auf denen das Leben gezeigt wird. Ganz anders als jene, die selbst lauter sprachen als ihre Bilder. Er hat auch nie die ‚Berühmtheit’ unserer Branche angestrebt. Seine Bilder sind still. Erschliessen sich nicht einfach so. Man muß sich hineinfühlen. Und irgendwie wird man Teil der Szene.’
Für eine Expedition braucht es das passende Gefährt. Im Reisebericht wird es für seine Treue, Ausdauer und trotz mancher Eigensinnigkeiten lyrisch gelobt: ‚ Und nicht zu vergessen unser englischer Rappe, welcher schnell wie „Rih“ der Wind, mit uns an Bord voranstürmt. Wenn wieder einmal 4.000 Serpentinen (wirklich) auf 165 km an einem Tag anstehen, flüstern wir ihm vorher die Sure al-Baqara, Vers 29, in den Exhauster, und dann rennt er los, geschmeidig und wild wie ein Tiger.’ Zu Beginn der Reihe von Bildern aus dem (unbekannten) Osten Europas Fotos von ‚Rih’ – dem Land Rover von Annette und Harald…
WD
Fotos: Harald Schmitt
