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AUDI URBAN FUTURE AWARD 2014: MEXICO CITY

22 Millionen Menschen, neun Millionen Fahrzeuge und ein völlig unzureichendes Straßennetz – Mexico City ist die schrecklichste Pendler-Metropole der Welt. 265.000 Pendler brauchen täglich 3 Stunden für den Weg zu ihrem Arbeitsplatz im Geschäftsbezirk Santa Fe. Zum Vergleich: Im Jahr 1904 fuhr die Straßenbahn mit 10 km/h durch die Stadt, heute bewegen sich die Pendler während der Rushhour im Schnitt mit weniger als 6 km/h

„Unsere Stadt braucht ein Betriebssystem, das den Menschen hilft, die richtige Entscheidung bei der Wahl des Verkehrsmittels zu treffen und die Stadt unterstützt, langfristige Mobilitätslösungen zu finden. Unser Vorschlag funktioniert in Echtzeit und ist extrem günstig.“  Jose Castillo, Team Mexico City

Das Team um den Harvard-Professor Jose Castillo setzt bei der Lösung für den Dauerstau auf umfassende und aktuelle Verkehrsdaten. Mit Crowdsourcing-Techniken will das Team ein offenes Mobilitätsnetzwerk aus Stadt, Wirtschaft und Einwohnern erschaffen. Die Pendler beteiligen sich aktiv als Datenspender und sind Teil der Lösung. Sie legen mit ihren anonymisierten Daten die Basis für fundierte Verkehrsentscheidungen. Unternehmen, Mobilitätshersteller und städtische Institutionen ergänzen die Datenbank. Schon in dieser ersten Phase warben neben Audi auch Unternehmen wie Apple, Microsoft, Uber, Yaxi oder HP bei ihren Mitarbeitern um die Teilnahme an dem Programm. Die Informationen aus dem öffentlichen Datenpool helfen Audi und der Stadt zu verstehen, welche Technologien den Verkehrsfluss optimieren können (z. B. Car-to-X-Technologie wie Ampel Info Online). Und welche Services den Menschen helfen, Zeit auf ihrem Weg zur Arbeit zu sparen? Denn hochgerechnet stehen die Pendler in Mexico City einen ganzen Monat pro Jahr im Stau. Wenn eines Tages der Verkehr effizienter fließt, bekommen nicht nur die Menschen Flexibilität zurück, weniger Autos auf der Straße bedeuten auch mehr Raum für die Stadt und eine höhere Lebensqualität für alle.

Themen in Mexico City 

1. Digitale Muster: Aktuelle Mobilitätsprobleme sichtbar machen 

Mit Infrastrukturmaßnahmen lassen sich die Probleme in Santa Fe in absehbarer Zeit nicht lösen. Das Team setzt deshalb auf große Datenmengen, um die Stadt aus dem Dauerstau zu führen. Das Problem: Genau diese Daten werden bisher nicht erhoben. Frühere Datenerhebungen der Stadt waren nicht nur kostspielig, sondern lieferten Informationen, die schon zum Zeitpunkt der der Analyse veraltet waren.

2. Bürgerbeteiligung 2.0: Verkehrsteilnehmer werden zu Datenspendern 

In Mexiko sehen wir, dass Menschen sensible Mobilitätsdaten der Allgemeinheit zur Verfügung stellen, wenn der individuelle Nutzen (weniger Stau, mehr Freizeit) größer ist als Datenschutzbedenken. Denn das Problem Dauerstau ist die Bremse einer ganzen Gesellschaft. Um eine repräsentative Datenbasis zu schaffen, bittet das Team Bürger und Firmen um Datenspenden. Mit Erfolg. Das Team hat bis Anfang November schon 14.000 Datensätze gezählt.

3. Hilfe zur Selbsthilfe: Ein Verkaufsschlager für verstopfte Metropolen? 

Sobald genug Echtzeit-Daten für präzise Prognosen zur Verfügung stehen, können die Bürger ihr Mobilitäts-Verhalten anpassen und tragen zur Entlastung von Verkehrsengpässen bei: indem sie etwas später losfahren oder das Verkehrsmittel wählen, mit dem sie garantiert am schnellsten zum Ziel kommen. Das Konzept der „Datenspender“ könnte Pilotcharakter für Städte mit ähnlicher Infrastruktur und vergleichbaren Verkehrsproblemen haben.

4. Wirtschaftszweig Mobilitätsdaten: Ein Markt für maßgeschneiderte Verkehrsangebote 

Aus den Daten, die das Wettbewerbsteam in Mexico Stadt sammelt und intelligent miteinander verknüpft, entsteht eine öffentliche Datenplattform. Nicht nur Audi, auch andere Unternehmen, Start-ups und Bürger-Initiativen können innovative Lösungen erarbeiten, datenbasierte Sharing-Systeme aufbauen, intelligentes Flottenmanagement betreiben und so neue Wege aus dem Dauerstau finden.

Das Team 

Jose Castillo, Architekt & Stadtplaner Der international renommierte Architekt und Stadtplaner Jose Castillo ist Professor an der Harvard University und Mitgründer von arquitectura 911sc. Castillo ist ein Experte der urbanen, geographischen und sozialen Strukturen von Mexiko Stadt.

Carlos Gershenson, IT-Wissenschaftler Carlos Gershenson ist Datenspezialist und Professor an der Universidad Nacional de Mexico (UNAM) University. Er hat sich in den letzten Jahren unter anderem mit einem System sich selbst organisierender Ampeln beschäftigt.

Gabriella Gomez-Mont, Netzwerkerin und Kreativberaterin  Gabriella Gomez-Mont leitet das „Laboratorio Para La Ciudad“ einen von der Regierung gegründeten Think Tank, der das kreative Potential von Mexico Stadt durch interdisziplinäre Zusammenarbeit heben will. Als TED- und Yale-Fellow ist Gomez auch international bestens vernetzt.